Kaiserin Elisabeth ermittelt 02 - Sisis Ball der Mörder by Brezina Thomas
Autor:Brezina, Thomas [Brezina, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: edition a
veröffentlicht: 2022-10-15T00:00:00+00:00
Montag,
24.
September
1866
42
Bereits am frühen Morgen betrat die Kaiserin das Wiener Allgemeine Krankenhaus, um einen Besuch zu absolvieren. Ãrzte sollten sich in ihrer Arbeit geschätzt und Kranke in ihrem Leiden unterstützt fühlen.
In Begleitung von Ida und zahlreichen Ãrzten schritt sie durch zwei Säle, in denen Metallbetten standen. Sie trat zu Kranken, fragte sie nach ihrem Befinden und wünschte gute Besserung.
»Ein Engel«, rief eine Greisin, deren Hautfarbe fast so weià war wie das Laken ihres Bettes. »Ein Engel ist mir geschickt worden.«
»Kein Engel, aber Ihre Kaiserin«, erklärte ihr Ida.
Die Alte blickte sie ungläubig an. »Die Kaiserin? Das kann nicht sein.«
Weil sie die Worte gehört hatte, kam Elisabeth zurück an das Bett und versicherte, die Kaiserin von Ãsterreich zu sein. Die Alte lachte und zeigte ihren fast zahnlosen Kiefer. Ihr weiÃes, dünnes Haar stand unfrisiert vom Kopf ab.
»Die Kaiserin Elisabeth. So mag ich nun in Frieden sterben.«
»Ich wünsche eine rasche Genesung«, sagte Elisabeth.
Es musste sich herumgesprochen haben, dass Elisabeth dem Krankenhaus die Ehre erwies, denn als sie durch das Portal in den sonnigen Tag hinaustrat, hatte sich eine kleine Menge von Schaulustigen versammelt. Sie liefen auf die Kaiserin zu, sie gafften, manchen stand der Mund offen vor Staunen.
Ida konnte nicht verstehen, wieso Elisabeth bei ihren Ausfahrten auf Wachen verzichtete. Sie hätten die Menschen zurückdrängen können. So aber kamen sie ungeniert näher. Hände wurden ausgestreckt, um das Kleid der Kaiserin zu berühren.
»Weg, Platz für die Kaiserin«, rief Ida und schwang ihren Schirm. Viel Wirkung zeigten ihre Drohungen aber nicht.
Der Kutscher lieà die Rösser wiehern und trieb sie auf die Menschen zu. Nun mussten sie auseinanderweichen und der Kutsche Platz machen. Ida riss die Tür auf und Elisabeth kletterte hinein.
In der Kutsche konnte Ida hören, wie einige Hände gegen die Kutschenwand klatschten. Die Fahrt ging los und sie lieÃen die Menge hinter sich.
Von drauÃen rief der Kutscher etwas durch das kleine Fenster hinter seiner Bank.
»Wir müssen einen Umweg über die Spitalgasse machen«, sagte er. Ida konnte ihn durch den Fahrtlärm kaum hören. »Wegen Bauarbeiten.«
Ida teilte es Elisabeth mit.
»Spitalgasse?«, fragte die Kaiserin.
»Ja, wir biegen soeben ein.«
»Befindet sich in ihr nicht der Ort, an dem Professor Dlauhy tätig ist?«
»Du meinst, wo er die Toten untersucht?« Ida ahnte schon, was die Kaiserin als Nächstes sagen würde, flehte aber im Stillen, es würde anders kommen.
Ihr Flehen blieb ungehört. »Ich will ihn aufsuchen. Ich muss ihn zu Paula von Mayenberg befragen«, sagte die Kaiserin.
»Elisabeth, wir sind nicht angemeldet. Wer weiÃ, ob Professor Dlauhy anwesend ist. Eine Kaiserin kann nicht einfach â¦Â«
»⦠kann nicht einfach in ein Institut kommen, wo Tote untersucht werden? Meinst du, das schickt sich nicht für eine Kaiserin?«, fragte Elisabeth spitz.
Ida erwiderte nichts.
»Du weiÃt, was es in mir auslöst, wenn mir jemand sagt, dass sich etwas für die Kaiserin nicht schickt.«
Ja, das wusste Ida nur zu gut. Also gab Ida dem Kutscher den Auftrag, sie zur Spitalgasse Nummer 4 zu fahren.
Wenig später rollte die Kutsche durch ein groÃes Tor auf ein einstöckiges Gebäude zu. Der Kutscher hielt vor den Stufen, die zum Eingang führten. Ida erhob sich, um auszusteigen.
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